Regierung von Unterfranken zieht Bilanz der amtlichen Weinprüfung für 2019
028 - 21.01.2020
„Jahrgang 2018 – große Menge bei sehr guter Qualität“ - Regierung von Unterfranken zieht Bilanz der amtlichen Weinprüfung für 2019
Würzburg (ruf) – Das Jahr 2018 wird als solches mit einem Jahrhundertsommer in Erinnerung bleiben. Nach einem nassen Winter 2017/18 und dem Frühjahr ohne Spätfröste sorgte der heiße und trockene Sommer für gesunde Trauben, einen Ertrag von durchschnittlich rund 86 Hektoliter pro Hektar – den höchsten Ertrag seit über 10 Jahren - und bescherte zudem den frühesten Beginn der Weinlese aller Zeiten. Der heiße, trockene Sommer hatte aber auch zur Folge, dass viele Winzer insbesondere im Juli und August ihre Weinberge bewässern mussten.
In den Weinbergen wurden 2018 einmal mehr die Grundsteine für ausgezeichnete Weinqualitäten gelegt. In der Folge gelang es den fränkischen Winzern jedenfalls auch im vergangenen Jahr in einem überaus hohen Maß Weine zu erzeugen, die sich auch im internationalen Vergleich nicht zu verstecken brauchen. Die aktuelle Auswertung der insgesamt über 11.900 Verfahren zur Qualitätsprüfung für Weine und Schaumweine der Regierung von Unterfranken für das Prüfjahr 2019, legt diese Sichtweise jedenfalls nahe.
Im abgelaufenen Prüfjahr 2019 wurden in erster Linie die Weine des Jahrgangs 2018 in der Weinprüfstelle der Regierung von Unterfranken zur Qualitätsprüfung angestellt. Von diesem Jahrgang hatten am Ende des Jahres 2019 mit ca. 36,1 Millionen Litern rund 69 % der Erntemenge von etwa 52,5 Millionen Liter das amtliche Prüfverfahren durchlaufen.
Etwa 78,5 % der geprüften Weinmenge stellten im Prüfjahr 2019 die Weißweine, womit wieder einmal nachgewiesen wurde, dass Franken in erster Linie ein Weißweingebiet ist.
Es werden aber auch hervorragende Weine aus roten Trauben (Rotwein, Rosè, Weißherbst und Blanc de Noirs) erzeugt. Deren Anteil an der gesamten Weinmenge betrug im vergangenen Jahr ca. 13,5 %, ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2018 (Prüfjahr 2018: 15%).
Insbesondere bei Freunden der Schoppenweine erfreut sich die Weinart „Rotling“, ein Verschnitt von Weißweintrauben mit Rotweintrauben, die meist sehr fruchtige Weine ergibt, großer Beliebtheit. Sie erreichte im Jahr 2019 mit einem Anteil von etwa 8,0 % ein deutlich höheres Niveau als 2018 (Prüfjahr 2018: 7,4%). Roséweine, die den Rotlingen meist zum Verwechseln ähnlich sehen, im Unterschied zu ihnen aber ausschließlich aus roten Trauben erzeugt werden dürfen, erreichten mit nicht einmal 1,5 % wiederum nur einen doch sehr bescheidenen Anteil an den geprüften Weinen.
7,3 Millionen Liter Wein (18,7 % der geprüften Menge) waren im Prüfjahr 2019 „fränkisch trocken“ ausgebaut, d.h. die Weine enthielten maximal 4 Gramm „Restzucker“ pro Liter. Weitere 16,5 Millionen Liter Wein (42,7 % der geprüften Menge) waren mit einem Restzuckergehalt zwischen 4 und 9 Gramm pro Liter ausgebaut. Auch diese Weine dürfen nach EU-Recht mit der Geschmacksangabe „trocken“ vermarktet werden. Diese Zahlen belegen erneut, dass „Franken“ insbesondere für hervorragende trockene Weine steht. Anders als bei den Sekten besteht aber keine Verpflichtung die Geschmacksangabe in der Etikettierung der Weine anzubringen.
Die Quote der Bocksbeutelfüllungen ging in 2019 weiter auf ca. 26 % der geprüften Weinmenge zurück. Diese Entwicklung überrascht, steht den fränkischen Winzern mit dem Bocksbeutel doch eine markante Flaschenform zur Verfügung, die - von wenigen regionalen Ausnahmen abgesehen - exklusiv nur für die Vermarktung von Frankenwein verwendet werden darf. Dazu kommt, dass für Weine, die in Bocksbeutel gefüllt sind, auf Grund der für sie geltenden höheren Anforderungen in der Qualitätsprüfung der Weine, ein besonderes (= höheres) gesetzliches Qualitätsversprechen gilt, das auf dem Markt in der Regel auch mit höheren Preisen einhergeht.
Rund 84,9 % der geprüften Weinmenge wurde mit einer Rebsortenangabe angestellt; das waren 71 verschiedene Rebsorten. Zugelassen zur Weinbereitung sind in Bayern derzeit 120 (71 weiße und 49 rote Rebsorten). Das Hauptkontingent stellte zum nunmehr zehnten Mal in Folge der Silvaner, dieses Mal mit 32,3 %, wiederum gefolgt vom Müller-Thurgau mit 25,4 %. Auf Platz 3 landete auch im Prüfjahr 2019 der Bacchus mit 15,5 %, gefolgt von der mengenmäßig bedeutendsten Rotweinsorte auf der Liste der wichtigsten Rebsorten in Franken, der Domina mit einem Anteil von 4,6 % und dem Riesling mit 4,2 %.
29,4 % der Menge wurden unter einem Einzellagenamen, 12,4 % unter einem Großlagenamen und ca. 58,2 % ohne Lagenangabe (z.B. mit Markennamen) vermarktet. Damit setzte sich auch 2019 in der Etikettierung der Weine der Trend weg von den Lagennamen und hin zu Markennamen oder sonstigen Bezeichnungen weiter fort.
Insgesamt kann man feststellen, dass aus dem Jahrgang 2018 überwiegend hochwertige Weine erzeugt werden konnten. Dokumentiert ist dies in der Tatsache, dass im vergangenen Jahr in rund 96 % der mehr als 11.900 Antragsverfahren die begehrte Amtliche Prüfnummer, die Voraussetzung für die Vermarktung der Weine als Qualitäts- bzw. Prädikatsweine ist, zugeteilt werden konnte.
Für den Sekt b.A. Franken bleibt auch für 2019 nur der Hinweis, dass die ausgezeichnete Qualität dieser amtlich geprüften Sekte eine weit größere Beachtung der Kunden verdient hätte. Die in 2019 geprüfte Gesamtmenge von lediglich knapp 200.000 Liter zeigt bei einem durchschnittlichen Sektkonsum von ca. 3,3 Liter pro Jahr und Person in Deutschland überdeutlich das theoretische Entwicklungspotential. Der für diese Sekte in der Regel geforderte höhere Preis erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass über 80 % der angestellten Sektmenge nach dem traditionellen Verfahren der klassischen Flaschengärung hergestellt wurde. Ein Preisplus, das nicht nur durch das aufwändige Herstellungsverfahren, sondern insbesondere durch die sich dadurch ergebende höhere Qualität der Sekte gerechtfertigt erscheint. Vielleicht sollte auch die Tatsache hervorgehoben werden, dass ausschließlich bei einem Sekt b.A. Franken (b.A. = bestimmtes Anbaugebiet) die fränkische Herkunft der zur Sektbereitung verwendeten Trauben sichergestellt ist. Bei Sekten mit der Kennzeichnung „hergestellt in Deutschland“ werden dagegen in aller Regel günstige Weine aus dem EU-europäischen Ausland in Deutschland zu Sekten der unteren Preisklasse verarbeitet.