2019 – wenig Wein, aber guter - Regierung von Unterfranken zieht Zwischenbilanz für das 1. Halbjahr 2020 bei der Qualitätsprüfung für Weine

154 - 24.07.2020

2019 – wenig Wein, aber guter - Regierung von Unterfranken zieht Zwischenbilanz für das 1. Halbjahr 2020 bei der Qualitätsprüfung für Weine

Würzburg (ruf) –  Waren bereits in 2018 die Sommermonate durch Hitze und Trockenheit geprägt, so änderte sich daran im Jahr 2019 nichts. Ein gravierender Unterschied zeigte sich aber im Herbst bei der Lese. Konnte 2018 eine Erntemenge wie seit mehr als 10 Jahren nicht mehr vermeldet werden, so galt dies zwar auch für 2019, jedoch im umgekehrten Sinn. Wurde 2018 ein Ertrag von durchschnittlich etwas mehr als 86 hl/ha (ca. 52,5 Millionen Liter) erzielt, fiel 2019 die Erntemenge im fränkischen Weinbaugebiet auf wenig mehr als 56 hl/ha oder ca. 33,5 Millionen Liter. Grund war der sich immer deutlicher abzeichnende Klimawandel. Zunächst erfolgte auf Grund des milden Winters ein früher Austrieb der Reben, dann machten einige Winzer in lokal eng begrenzten Bereichen (Saaletal, Hammelburg) Bekanntschaft mit Spätfrösten, was dort zu teilweise extremen Ertragsausfällen führte. Darauf folgte ein relativ kalter und sonnenarmer Mai mit einer nur geringen Befruchtungsrate der Blütenstände und schließlich führte die einsetzende mehrwöchige Hitze im Sommer mit bis zu 40 ° Celsius bei fehlendem Regen zu Trockenstress bei den Reben. Hinzu kam die hohe UV-Strahlung in den Sommermonaten, die bei den Trauben zu Sonnenbrandschäden in bislang ungekanntem Ausmaß führten. Zusammengefasst war das Wetter im Frühjahr zunächst zu warm, dann im Mai zu kalt und im Sommer zu heiß bei insgesamt viel zu wenig Regen. Diese Witterung hatte immerhin als positive Folge, dass in den Rebzeilen nur wenig Krankheiten und auch kaum Schädlinge auftraten. Alles zusammen ergab einen Weinjahrgang mit einer geringen Ertragsmenge wie seit 1985 nicht mehr (damals in Folge von Frostschäden) bei einer sehr guten Qualität der daraus erzeugten Weine.

Zum Stichtag 30.06.2020 wurden vom Jahrgang 2019 mit rund 18,4 Millionen Liter Wein knapp 55 % der gesamten Erntemenge von 33,5 Millionen Liter in der Qualitätsprüfung für Weine geprüft. Im Vorjahr lag die geprüfte Menge mit 24,2 Millionen Liter zwar darüber, was bei einer Gesamternte 2018 von 52,5 Millionen Liter mit rund 46 % aber rechnerisch einen niedrigeren Anteil der geprüften Menge als im 1. Halbjahr 2020 ergab. Die Qualitäts-Prüfungen selbst liefen im 1. Halbjahr 2020 ab Mitte März auf Grund der Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen ab. So musste die Weinprüfstelle der Regierung von Unterfranken nach dem 16./17.03.2020 die Weinannahme und die Kommissionssitzungen der Prüferinnen und Prüfer zunächst aussetzen, weil neben der räumlichen Nähe der Weinprüfstelle zu den Räumlichkeiten des Katastrophenschutzes das Personal auf Grund der Pandemie in Teilen im Katastrophenschutz und teilweise für die Beratung der Landratsämter und kreisfreien Städten in mit der Pandemie zusammenhängenden Rechtsfragen benötigt wurde. Die Weinannahme wurde deshalb vorübergehend vom Fränkischen Weinbauverband und die sensorischen Prüfungen vom Bayer. Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit übernommen. Sämtliche Verwaltungsaufgaben inclusive Bescheiderteilung verblieb aber auch in dieser Zeit in der Weinprüfstelle. Nachdem sich der Umgang mit dem Pandemiegeschehen eingespielt hatte, konnten seit Mitte Mai alle übertragenen Arbeiten wieder in die Weinprüfstelle der Regierung von Unterfranken zurückgenommen werden.

Auch der Wein-Jahrgang 2019 brachte insgesamt nahezu die gesamte Bandbreite der Qualitäten. So wurden von ansprechenden Schoppenweinen bis hin zu edelsüßen Raritäten - ausgenommen Eiswein, der wegen des milden Winters 2019/2020 nicht erzeugt werden konnte - Weine aller Qualitätsstufen geprüft. In den Weinprüfungen erreichten in der Folge herausragende knapp 97 % der angestellten Weinpartien, die für gut 97 % der geprüften Weinmenge stehen, die beantragte Amtliche Prüfnummer (A.P.Nr.). Ein für den Frankenwein absolut herausragendes Ergebnis.

Von den Anträgen auf Erteilung einer A.P.Nr. betrafen nur knapp 23 % Abfüllungen im Bocksbeutel. Bockbeutelabfüllungen machen gut 27 % der angestellten Weinmenge aus.

Erneut hat sich der Silvaner sehr deutlich als „die“ fränkische Rebsorte erwiesen. Nach den Zahlen zur Qualitätsprüfung für Weine liegt der Silvaner wieder weit vor dem Müller-Thurgau, der zweitwichtigsten Rebsorte hierzulande. Für Silvaner-Weine gingen über 1.400 Anträge mit einer Weinmenge von rund 5,8 Millionen Liter ein. Das entspricht einem Anteil von 25,6 % der Anträge mit 33,4 % der Weinmenge bezogen auf die eingereichten Anträge für Weine mit Rebsortenangabe. Die entsprechenden Daten für den Müller-Thurgau lauten: Rund 900 Anträge (16,3 %) für 4,6 Millionen Liter Wein (26,2 %). Weitere mengenmäßig relevante Rebsorten in Franken sind Bacchus (2,53 Millionen Liter, 14,5 %), Riesling (0,8 Millionen Liter, 4,4 %) und die rote Rebsorte Domina (0,7 Millionen Liter, 4,1 %). Insgesamt wurden in 2020 bislang Weine, erzeugt aus 64 verschiedenen Rebsorten, zur Prüfung angestellt.

Das Aufkommen an Rotlingen zeigt sich in diesem Jahr sehr stabil. Heuer wurden im 1. Halbjahr rund 2,1 Millionen Liter entsprechend etwa 9,9 % der Weinmenge von Weinen dieser Weinart angestellt. Rotlinge sind frische, fruchtige Sommerweine, die aus dem Verschnitt von weißen und roten Trauben gewonnen werden und insbesondere als vergleichsweise leichte Schoppenweine ihre Liebhaber finden.

Der Jahrgang 2019 war im Berichtszeitraum mit 79,6 % der angestellten Weinmenge vertreten, 16,1 % entfielen auf 2018er Weine, der Rest auf ältere Jahrgänge bzw. auf Weine, die ohne Jahrgangsangabe zur Prüfung kamen.

Im 1. Halbjahr 2020 absolvierten bislang rund 22,5 % der Weinmenge die Qualitätsprüfungen als Prädikatsweine, ein Rückgang gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 mit damals 24,4 %. Dieser Rückgang ist damit zu erklären, dass immer mehr Weinbaubetriebe darauf verzichten ihre trocken ausgebauten Weine als Prädikatsweine zur Qualitätsprüfung anzustellen, obwohl die Weine dafür die Voraussetzungen an sich erfüllen. Dies geschieht weil sich der Weinmarkt auf Grund der Vorgaben der EU insoweit derzeit in einem Umbruch hin zu einem Herkunftssystem befindet. In der deutschen Ausprägung ist danach zwar auch künftig die Verwendung der Prädikate rechtlich zulässig und wird insbesondere bei den lieblichen und süßen Weinen beibehalten, verliert aber insgesamt zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung.

Mit lediglich 36 Anträgen (73.700 Liter) auf Sektprüfung – nach 50 Anträgen (117.900 Liter) im Vergleichszeitraum 2019 – war von niedrigem Niveau ausgehend ein deutlicher Rückgang an geprüften Sekten zu verzeichnen.