Unterfränkische Schullandschaft im Schuljahr 2020/2021

188 - 04.09.2020

Unterfränkische Schullandschaft in Zeiten der Corona-Pandemie - Versorgung der Grund- und Mittelschulen gesichert! Schülerzahlen auf stabilem Niveau – Einschulungen 2,81% über Vorjahresniveau Digitalisierung an Unterfränkischen Schulen wird vorangetrieben - Unterfränkische Schullandschaft im Schuljahr 2020/2021

Würzburg (ruf) – Die aktuelle Corona-Pandemie stellt auch die Unterfränkische Schulverwaltung vor große Herausforderungen. Am 16. März 2020 hat die Bayerische Staatsregierung den Katastrophenfall ausgerufen. Zeitgleich wurden im Freistaat alle Schulen geschlossen. Ab dem 27. April wurde der Unterrichtsbetrieb stufenweise wiederaufgenommen. Um dem Infektionsschutz sowie den organisatorischen und personellen Möglichkeiten an den Schulen vor Ort Rechnung zu tragen, fand der Unterricht in aller Regel in geteilten Klassen statt. Phasen des Präsenzunterrichts an der Schule wechselten sich dadurch mit Phasen des „Lernens zuhause“ ab.

Nach aktuellem Stand wird das neue Schuljahr im Regelbetrieb unter bestmöglichem Infektionsschutz beginnen. Über diesen grundsätzlichen Regelbetrieb in Zeiten der Corona-Pandemie mit den wesentlichen organisatorischen Vorplanungen berichtet diese Pressemitteilung der Regierung von Unterfranken. Ergänzend wird auf die Informationen des Bayerischen Kultusministeriums unter der Rubrik „FAQ zum Unterrichtsbetrieb an Bayerischen Schulen“ verwiesen.

Schülerzahlen

Seit nunmehr acht Jahren sind die Schülerzahlen der Grund- und Mittelschulen in Unterfranken auf stabilem Niveau. Nach Schularten aufgeschlüsselt haben die Grundschulen einen Zuwachs von 1,45 %, bei den Mittelschulen steigen die Schülerzahlen um 0,93 %. Bezogen auf die unterschiedlichen Grundwerte entspricht dies einem Anstieg der Gesamtschülerzahl um 1,28 % (Vorjahr: 0,42 %). Auffällig ist der hohe Anteil von Schulanfängern (+ 2,81 %), wobei gerade die Region Main-Rhön mit über 4 % hervorsticht.

Klassen

Trotz leicht gestiegener Schülerzahlen an Grund- und Mittelschulen bleibt die Anzahl der gebildeten Klassen stabil. Ein Grund hierfür ist, dass der Anteil der Kleinstklassen (bis 15 Schüler) gesunken ist. Unter Berücksichtigung der Situation an den jeweiligen Schulorten versorgen die Staatlichen Schulämter die Einzelschulen bzw. Mittelschulverbünde in Kenntnis der entsprechenden Voraussetzungen an der jeweiligen Schule (Klassengrößen, Praxisklassen und besondere Bedingungen) bedarfsgerecht mit entsprechenden Lehrerstunden. So starten 3046 Klassen ins neue Schuljahr. In rund 92 % der Klassen (Vorjahr 91,5 %) werden jeweils bis maximal 25 Schüler unterrichtet. Die durchschnittliche Schülerzahl pro Klasse liegt im Grund- und Mittelschulbereich mit 20,38 Schülern pro Klasse leicht über dem Niveau des Vorjahreswerts.

Schulen

In Unterfranken starten 248 Grundschulen und 100 Mittelschulen ins neue Schuljahr. Zum Schuljahr 2020/21 ist keine Schulschließung zu verzeichnen. Lediglich die Mittelschule Dettelbach wird im Schuljahr 2020/21 neu inaktiv sein. In Unterfranken gibt es im Schuljahr 2020/21 insgesamt 44 Staatliche Grundschulen, die von unter 80 Schülern besucht werden (Vorjahr 41).
Die kleinste Schule zum kommenden Schuljahr ist die Grundschule Gemünden-Wernfeld mit 40 Schülerinnen und Schülern, die größte Grundschule ist mit 485 Schülern die Grundschule Haßfurt.

Unterrichtsversorgung

Wie bereits in den Vorjahren wurden vom Freistaat Bayern alle ausgebildeten Grund- und Mittelschullehrkräfte bis zur Examensnote 3,5 eingestellt (Volleinstellung).

In Unterfranken sind zum Schuljahr 2020/21 Zugänge in Höhe von 266,9 Vollzeitkontingenten an Grund- und Mittelschullehrern zu verzeichnen (Vorjahr: 288,3). Die Veränderung resultiert zum einen aus der um 44,2 Vollzeitkontingente niedrigeren Zahl an Ruhestandseintritten. Demgegenüber steht eine leicht gestiegene Schülerzahl. 10 weitere befristete Angestelltenverträge (inkl. Sommerferien) sind notwendig, um eine ordentliche Versorgung in Unterfranken zu gewährleisten.

Aus Oberbayern konnten 73 Lehrkräfte im Rahmen des Lehrerausgleichs nach Unterfranken versetzt werden (Vorjahr 53). Weiterhin wurden 7 Lehrkräfte aus Mittelfranken, 6 aus Oberfranken und 8 aus Schwaben nach Unterfranken versetzt. Im Gegenzug konnten aus dem bestehenden Personal heraus 9 Lehrkräfte nach Oberbayern, 3 nach Mittelfranken, 4 nach Oberfranken und 2 nach Schwaben wunschgemäß versetzt werden.

Darüber hinaus wird zur Vermeidung von Unterrichtsausfällen wieder eine mobile Reserve bestehend aus 242 Vollzeitstellen gebildet. 35 Vollzeitstellen stehen für Team-Lehrkräfte (so genannte „Corona-Reserve“) zur Verfügung, wovon aktuell bereits 27 besetzt sind.

Fördermaßnahmen für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund

Neben besonderen Lehrerstunden für Klassenteilungen, Vorkurse und weitere Deutschfördermaßnahmen werden im kommenden Schuljahr vorläufig 31 Deutschklassen (14 an Grundschulen, 17 an Mittelschulen, früher auch Übergangsklassen genannt) gebildet. Die Gesamtzahl geht seit dem Schuljahr 2016/2017 (zeitweise über 70 Klassen) kontinuierlich zurück.

Digitale Bildung (schulartübergreifend)

Für die Umsetzung der digitalen Transformation an den bayerischen Schulen stehen den Sachaufwandsträgern verschiedene Programme zur Verfügung, die sie bei der Optimierung der Rahmenbedingungen, etwa dem Einrichten digitaler Klassenzimmer, unterstützen.

In den Förderprogrammen „Digitalbudget für das digitale Klassenzimmer“ (Digitalbudget) und „Budget für integrierte Fachunterrichtsräume an berufsqualifizierenden Schulen“ (iFU-Budget) mit einer Laufzeit von 2018 bis 2020 konnten für Unterfranken 13.863.373 Euro für das „Digitale Klassenzimmer“ und 3.277.333 Euro für die „integrierten Fachunterrichtsräume“ bewilligt werden. Abgerufen wurden hiervon aktuell rund 2.486.000 € bzw. 269.000 €.

Mit dem „DigitalPakt Schule 2019-2024“ stehen den unterfränkischen Schulen und ihren Sachaufwandsträgern zusätzliche Bundesmittel in Höhe von gut 67 Millionen Euro zur Verfügung. Hiervon wurden derzeit Gelder in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro beantragt und bewilligt. Für Schulen in einer Trägerschaft mit Anspruch auf Ersatz des notwendigen Schulaufwands liegen inzwischen die notwendigen Formulare vor. Die Beratungen beginnen aktuell.

Im Juli 2020 wurde ergänzend das „Sonderbudget Leihgeräte“ aufgelegt, um kurzfristig in Zeiten von Corona-bedingten Schulschließungen bzw. Unterrichtsbeeinträchtigungen Schülerinnen und Schülern für die Phase des Lernens zuhause und darüber hinaus nach Wiederaufnahme des Unterrichtsbetriebs ein digitales Leihgerät zur Verfügung zu stellen. Hier standen rund 7,75 Millionen Euro für die unterfränkischen Sachaufwandsträger zum Abruf bereit. Die Zuwendung erfolgt als nicht zurückzahlbarer Zuschuss (Projektförderung), so dass keine Eigenmittel aufgewendet werden müssen. Die Antragsstellung endete am 31.07.2020. 298 (von 312) Sachaufwandsträger haben hier Mittel in Höhe von rund 7,67 Millionen Euro gebunden.

Das Unterstützungsnetzwerk „Beratung digitale Bildung in Bayern“ ist inzwischen etabliert und hat seine Arbeit umfassend aufgenommen. In Unterfranken stehen insgesamt 21 Berater für digitale Bildung an den jeweiligen Dienststellen der Schulaufsicht als Ansprechpartner für Schulen zur Verfügung. An allen Schularten unterstützen sie die Schulen bei der Umsetzung der Medienkonzepte, bei der Planung der IT-Ausstattung und durch Lehrerfortbildung.

Für alle bayerischen Lehrkräfte startete die Staatsregierung eine flächenwirksame Fortbildungsoffensive zum Thema „Digitale Bildung“. Ein entscheidendes Ziel dieser Initiative ist es, Lehrkräfte beim Aufbau und der Erweiterung ihrer digitalen Kompetenzen bestmöglich zu unterstützen. Drei Basis-Fortbildungsmodule wurden bereits veröffentlicht: „Digitalisierung, Schule und Recht“, „Ethik in der digitalen Welt“ und „Unterricht entwickeln“. In der Fortsetzung gibt es zwei Vertiefungsmodule: „Mediendidaktik“ wurde zum Schuljahresende veröffentlicht, „Technisches Grundverständnis“ ist für das kommende Schuljahr geplant. Begleitend und vertiefend stehen den Lehrkräften neben diesen Selbstlernkursen Fortbildungen im Rahmen des Experten-/ Referentennetzwerkes zur Verfügung. Diese können je nach Pandemielage online-basiert über Videokonferenzsysteme oder lokal stattfinden.

Nicht nur durch das Corona-bedingt kurzfristig notwendig gewordene „Lernen zuhause“ ist die Lernplattform mebis verstärkt in den Fokus gerückt. Sie bietet ein umfangreiches digitales Angebot für die Gestaltung von virtuellen Lernumgebungen. Hier können Dateien verfügbar gemacht oder Lernmaterialien und interaktive Übungen eingebunden werden. Auch eine zeitversetzte Kommunikation mit den Lernenden ist möglich. Zusätzlich werden über die Mediathek, das Prüfungsarchiv und den Bereich teachSHARE umfangreiche und vielfältige Materialien zur Verfügung gestellt. Spezifische Fortbildungen hierzu unterstützen die Lehrkräfte in Unterfranken.

Förderschulen und Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung

Im Schuljahr 2020/2021 werden voraussichtlich 6498 Schülerinnen und Schüler die unterfränkischen Förderzentren (ohne Berufsschulen und Klassen für Kranke!) besuchen. Somit ist weiterhin ein leichter Anstieg der Schülerzahlen zu verzeichnen. Die sonderpädagogischen Fachkompetenzen in den Bereichen Erziehung, Unterricht sowie die gezielte und konkrete Umsetzung individueller Förderung in den Förderzentren der verschiedenen Förderschwerpunkte genießen weiterhin hohe Akzeptanz.

An den Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung wird im Vergleich zum Vorjahr mit gleichbleibenden Zahlen gerechnet. Die konkreten Anmeldezahlen in den berufsvorbereitenden Angebotsfeldern sind allerdings erst im Verlauf der Monate Oktober bis Dezember realistisch zu erfassen.

Die Angebote an ganztägigem Lernen werden auch an den Förderzentren weiterhin stark nachgefragt.

Berufliche Schulen

Die Schülerzahlen an staatlichen und kommunalen Berufsschulen sind in Unterfranken seit Jahren annähernd stabil. Im Schuljahr 2019/20 besuchten ca. 26.000 Schülerinnen und Schüler die unterfränkischen Berufsschulen. Inwieweit sich die Ausnahmesituation Corona derzeit auf die Zahl der Ausbildungsverträge und damit auf die Schülerzahlen auswirkt, ist noch nicht endgültig absehbar.

Auch die beruflichen Schulen wurden im vergangenen Schuljahr vor große Herausforderungen gestellt. Die Zeit der Schulschließungen und der schrittweise Beginn des Präsenzunterrichts danach erforderten viel Energie, Umsicht, Flexibilität und Kreativität sowohl bei den Lehrkräften als auch bei den Schülerinnen und Schülern. Gerade bei den Berufsschulen war es aufgrund der externen Abschlussprüfungen bei den dualen Partnern wichtig, weiterhin auch auf die räumliche Distanz ein entsprechendes Unterrichtsangebot aufrecht zu erhalten. Neben mebis Bayern wurden vor allem die Möglichkeiten des Distanzunterrichts durch Videokonferenzen mittels Microsoft Teams genutzt.

Die neue Pflegeausbildung wurde in Unterfranken erfolgreich umgesetzt.

Die Berufsvorbereitung für berufsschulpflichtige Schülerinnen und Schüler ohne Ausbildungsplatz wird im kommenden Schuljahr neu strukturiert und organisiert. Zu Beginn des Schuljahres 2020/21 werden rund 80 berufsvorbereitende Vollzeitklassen an den unterfränkischen Berufsschulen eingerichtet. Die Angebote für unversorgte berufsschulpflichtige Jugendliche werden ausgeweitet, während gleichzeitig weniger Angebote zur Berufsintegration (Flüchtlingsbeschulung) benötigt werden. Die Zahl der Flüchtlingsklassen (Berufsintegrationsklassen) sinkt daher konsequent von rund 70 auf 48 im kommenden Schuljahr.

Dank an die Schulfamilie

Abschließend dankt Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann der gesamten Schulfamilie (Eltern, Schülern, Lehrern, Schulverantwortlichen) für ihren bisherigen erschwerten Einsatz der letzten Monate in Zeiten der Corona-Pandemie. „Ich wünsche allen einen gelungenen Schulstart für das Schuljahr 2020/2021, vor allem auch Gesundheit und möglichst viel Normalität bei der Bewältigung der schulischen Aufgaben. Die Corona-Pandemie ist leider noch nicht vorbei. Wir alle müssen wachsam bleiben, damit der Regelbetrieb an den Schulen aufrechterhalten werden kann. Die aktuellen Hygienemaßnahmen leisten dazu einen möglicherweise lästigen, aber unverzichtbaren Beitrag“, so der Regierungspräsident.  

Hinweis:
Die Regierung von Unterfranken ist für Grund- und Mittelschulen, Berufliche Schulen und für Förderschulen in ganz Unterfranken zuständig. Zu den Aufgaben gehören hierbei insbesondere Personaleinsatz und -verwaltung, Schulorganisation, Schulentwicklung, Lehrerfortbildung und vieles mehr.

Anlagen (im Internet bei dieser Pressemitteilung abrufbar)